Angst vor Monstern: Wenn Kinder nicht einschlafen können


Woher kommt die abendliche Angst vor Monstern oder Gespenstern?

Manche Eltern mag es verwundern, wenn Kinder ihre Ängste beschreiben. Die schon fast klischeehafte Angst vor dem Monster unterm Bett ist tatsächlich häufiger, als man vermuten mag.

Eine Mutter berichtete neulich:
„Ich hätte nie gedacht, dass meine Kinder einmal Angst vor Monstern und Gespenstern haben würden. Ich las ihnen keine Gruselgeschichten vor, sie hatten keine Bilderbücher zu diesem Thema, sahen keine Filme, und wir Erwachsenen redeten ja auch nicht darüber. Trotzdem fingen meine Kinder in einem bestimmten Alter an, abends Angst vor Geistern zu bekommen.“

Abendliche Ängste vor Monstern sind für Kinder ab einer bestimmten Entwicklungsstufe tatsächlich ganz normal, meint Prof. Hanna Christiansen, Leiterin der Klinischen Kinder- und Jugendpsychologie an der Universität Marburg. Manchmal gibt es dafür Erklärungen, z.B. Filme, Bücher, Hörspiele, Märchen mit Hexen, Zauberern oder Geistern. Aber auch der Einfluss anderer Kinder kann eine Rolle spielen. Manchmal lässt sich aber auch, wie im Fall der Mutter, kein bestimmter Anlass erkennen. Zwei mögliche Erklärungen dafür könnten vielleicht sein:  

  • Eine tief verwurzelte „Urangst“.
    Die Angst vor dem Unbekannten und vor Dunkelheit scheint wohl eine der Urängste der Menschheit zu sein. Sie ist jahrtausendealt und reicht weiter zurück als ins abergläubische Mittelalter. Vielleicht ist uns diese Urangst ja sogar ein Stück weit angeboren….  

  • Verarbeitung der Erlebnisse des Tages.
    Die Zeit kurz vor dem Einschlafen ist die Zeit, in der Kinder beginnen loszulassen und die Geschehnisse des Tages zu verarbeiten. Schließlich dienen der Schlaf – und die Träume – ja zum Teil dazu, Dinge zu verarbeiten, so Forscher der University of California in Berkeley. Auch wenn es sich nicht bewusst abspielt, so würde es erklären, weshalb Dein Kind in dieser Zeit vor dem Einschlafen ein verstärktes Gefühl der Unsicherheit erlebt. Da es diese Unsicherheit aber oft an nichts Bestimmtem festmachen kann, findet es einen Grund - oder denkt sich einen aus. Das kann dann das Monster im Schrank sein oder das Gespenst draußen vor dem Fenster. Verstärkt wird die gefühlte Unsicherheit noch von äußeren Faktoren: die anbrechende Dunkelheit, die räumliche Trennung von den Eltern (wenn das Kind im eigenen Zimmer schläft) oder fremden Geräuschen (z.B. der Wind oder Regen).

 

Wie geht man als Eltern mit der Angst von Kindern um?

 
  1. Die Angst ernst nehmen
    Ganz wichtig ist, die Gefühle eurer Kinder ernst zu nehmen. Nehmt sie liebevoll in den Arm und hört ihnen zu. Zeigt Verständnis für ihre Ängste.  Oder geht mit eurem Kind zusammen der Angst auf die Spur. Befürchtet Dein Kind, dass unter seinem Bett ein Monster sitzt – dann schaut am besten gemeinsam mit einer Taschenlampe nach. Hat es Angst vor einem Gespenst im Schrank – spürt dem zusammen nach, sodass Dein Kind von ganz allein zu der Erkenntnis gelangt, dass es keine Monster oder Gespenster gibt. Zur Sicherheit könnt ihr auch ein kleines Nachtlicht aufstellen – nur falls die bösen Wesen ins Zimmer zurückkehren, wenn Du das Zimmer verlassen hast.  

  1. Kuscheln hilft immer
    Wahrscheinlich würdest Du instinktiv das Richtige tun: hat Dein Kind Angst, so nimmst Du es in die Arme oder setzt es auf Deinen Schoß. Damit zeigst Du Deinem Kind bereits durch Deine Körperhaltung: „Du bist nicht allein, ich bin für Dich da, ich pass auf dich auf“. Du vermittelst ihm Geborgenheit. Und es wirkt: die Angst verfliegt. Zudem kann ein Lieblings-Stofftier hier helfen. Der mutige Löwe oder der starke Bär machen schließlich nie ein Auge zu und beschützen Kinder bekanntlich sehr verlässlich in der Nacht vor bösen Monstern. 
     
  1. Liebevolle Zuwendung
    Zuwendung und Vertrauen geben Deinem Kind Sicherheit – die Sicherheit, dass es sich mit seinen Ängsten angenommen fühlt. Momente der Unsicherheit erfordern besondere Zuwendung. Um Dein Kind auf andere Gedanken zu bringen, lies ihm  eine Gutenachtgeschichte vor, kitzele es oder spiele mit ihm auf dem Bett etwas,  um es auf andere Gedanken zu bringen. Vielleicht habt ihr auch vereinbart, dass Du am Bett sitzen bleibst bis es eingeschlafen ist. Oder es darf heute mit im Elternbett schlafen, wenn es aufgrund seiner besonders starken Angst nicht alleine schlafen kann. Es gibt kein Standardrezept gegen Kinderängste, weil jede Familie anders ist.

    Wichtig ist nur, Deinem Kind zu vermitteln: „Ich bin da für dich!“. Aus dieser inneren Sicherheit eurer elterlichen Zuneigung wird euer Kind mit der Zeit ganz von selbst lernen, seine Ängste zu überwinden, und es wird immer selbständiger werden.  

  1. Kleine Nachtlichter
    Nichts nimmt schneller die Angst vor der Dunkelheit als Licht. Daher sind Nachtlichter ratsam und hilfreich bei kleinen Kindern. Besonders hübsch ist ein Nachtlicht, welches einen Sternenhimmel ins Kinderzimmer zaubert. So wird nicht nur die angsteinflößende Finsternis vertrieben – Dein Kind kann sich unter dem Sternenhimmel auch geborgen fühlen.  

  1. Wie wird man Monster am besten los?
    Es gibt die verschiedensten Tricks, wie Eltern ihren Kindern beibringen können, ihre Angst zu besiegen. Ein einfacher, aber wirksamer Tipp (vor allem für Jungs): Man malt mit einem roten Filzstift einen kleinen Punkt auf den Zeigefinger des Kindes. Nun kann das Kind mit seinem Finger unsichtbare Laserstrahlen ausschicken, wann immer es seinen Finger ausstreckt. Diese Laserstrahlen vertreiben jedes böse Monster und jedes Gespenst! Nun kannst Du Dein Kind spielerisch die Laserstrahlen ausprobieren lassen:

    Dein Kind „schießt“ mit seinem Finger in eine Zimmerecke und der Erwachsene ruft: „Wow, schau mal, wie stark der Laser ist! Das macht allen Monstern Angst!“ Ebenso kannst Du mit Deinen Kindern ein lustiges Monster-Lied singen oder dichten - Das Singen hilft ihnen gleichzeitig angestaute Gefühle loszulassen.  

  1. Was tun bei Albträumen?
    Die wohl effektivste Weise, mit Alpträumen umzugehen, ist, dem Traum einfach ein Happy End zu verpassen. Wird Dein Kind nach einem schlechten Traum wach, nimmst Du es in den Arm, lässt es erzählen, worüber es sich fürchtet – und dann erzählst Du den Traum weiter und sorgst so für ein glückliches Ende. Wichtig ist, dass Dein Kind sich das Ende bildlich vorstellen kann – damit bei ihm der Eindruck entsteht, es wäre tatsächlich eine Fortsetzung des Traums, wie in unserem Beispiel: Dein Kind wurde im Traum von einem Monster gefressen. So könnte Deine Geschichte weitergehen: „Schau mal hin, was jetzt passiert: Das Monster spuckt und würgt. „Wie eklig!“, ruft das Monster. Es schüttelt sich und verzieht die Miene: „Igitt!“, ruft das Monster nochmal. Dann spuckt es dich wieder, rennt zu einem See und trinkt ganz viel Wasser. Es trinkt den halben See leer! Und es sagt. „Das war das schlimmste, was ich je gegessen habe! Ich esse nie wieder Kinder. Ab heute esse ich nur noch Spinat!“ Und jetzt weißt du auch, warum Monster grün sind – weil sie sich nur noch von Spinat ernähren. Sie mögen keine Kinder. Manche sind auch rot, die essen jeden Tag Rote-Beete-Suppe. Und diejenigen, die blau sind, essen jeden Tag 50 Blaubeerpfannkuchen.“    

     Egal wie groß oder klein die Monster oder Ängste eurer Kinder auch sind, das Wichtigste, was Eltern ihren Kindern in Momenten der Angst vermitteln sollten, ist: Ich bin bei dir.  


Autor: sigikid
Elternschaft ist ein Abenteuer. Es ist nicht nur anstrengender und herausfordernder als man sich je vorher als kinderloses Paar hätte vorstellen können - sondern auch erfüllender, glücklicher und Lachen-ins-Herz-zaubernder. Mit unseren Blogs möchten wir Eltern da begegnen, wo sie stehen – mitten im prallen Familienleben – und sie an das Wundervolle erinnern, das ihnen dort tagtäglich begegnet.