Babykuscheln: Wie ehrenamtliche Helfer Babys den Start ins Leben erleichtern


Wenn Neugeborene länger in der Klinik bleiben müssen, sorgen Babypaten für zusätzliche Streicheleinheiten.

Erinnert ihr euch, wie klein und schutzbedürftig das winzige Menschlein war, das ihr auf der Wochenbettstation in euren Armen gehalten habt? So süß und zerbrechlich, dass ihr es den ganzen Tag behütet und gekuschelt habt. Nicht alle Eltern können das. Wenn Babys Wochen oder Monate lang in der Klinik bleiben müssen, ist es manchmal unmöglich, pausenlos da zu sein. Wer aber kümmert sich um die Streicheleinheiten von Babys, die zu früh auf die Welt gekommen sind oder nach der Geburt operiert werden müssen, wenn die Eltern mal nicht können?

  

Viel Kuscheln macht schlau

Zum Glück gibt es Baby-Kuschler. In den USA ist das Baby Cuddling verbreitet. Ehrenamtliche Helfer kümmern sich um das Kind, indem sie ihm vorsingen, es wiegen oder mit ihm schmusen. Wie wichtig der menschliche Kontakt für Babys ist, hat die Forschung längst bewiesen. Frühchen, die viel Körperkontakt bekommen hatten, waren 20 Jahre später weniger aggressiv, hatten einen höheren IQ und verdienten im Durchschnitt mehr, ergab eine Langzeitstudie. Noch beeindruckender: Jüngste Forschungsergebnisse legen nahe, dass ausgiebiges Kuscheln sogar die DNA positiv beeinflusst. Auf jeder Säuglingsstation sollte es also heißen: Auf die Plätze, kuscheln, los!  

Bei uns ist das Konzept der Baby-Schmuse-Paten noch nicht so bekannt. Aber in einigen Krankenhäusern wird es praktiziert. Die Klinik für Neonatologie der Charité in Berlin greift ab und zu auf die Hilfe von Baby-Paten zurück. Vermittelt werden sie vom Deutschen Roten Kreuz, Kreisverband Berlin-Zentrum e.V. Zwar gibt es keinen expliziten Baby-Cuddling-Dienst, aber die Helfer springen auf der Frühchenstation ein. „Viele unserer Ehrenamtlichen haben besonders gerne mit Babys zu tun“, sagt Sabine Krämer, Koordinatorin des DRK Kinderkrankenhaus-Besuchsdienstes. „Die meisten sind ältere Frauen.“  


Küssen dürfen nur die Eltern

Im Einführungskurs wird mit einer Puppe geübt, wie man Neugeborene hält. „Es werden auch Benimmregeln vermittelt“, erklärt Krämer. „Dazu gehört, dass Ehrenamtliche Zurückhaltung üben. Babys werden nicht geküsst. Diese extreme Nähe steht nur den Eltern zu.“ Auf der Station werden die freiwilligen Helfer von den Krankenschwestern eingewiesen. „Manche Babys darf man vorsichtig anfassen“, sagt Krämer. Andere müssten im Brutkasten bleiben. „Diesen Frühchen kann man aus einem Buch oder der Zeitung vorlesen – Hauptsache, sie hören eine menschliche Stimme.“  

Ihr könnt euch nicht vorstellen, die Streicheleinheiten für euer Baby einem Fremden zu überlassen? Verständlich. Aber es gibt genug Gründe, warum Eltern die Unterstützung brauchen. „Manche haben andere kleine Kinder zu Hause, die betreut werden müssen“, weiß Krämer. Für eine alleinerziehende, mehrfache Mutter ist es manchmal schlicht nicht möglich, den ganzen Tag im Krankenhaus zu bleiben. Noch dazu, wenn sie weit entfernt von der Klinik wohnt. „Es gibt auch Eltern, die von der Geburt traumatisiert sind oder Angst haben, eine enge Bindung zu ihrem Kind einzugehen, weil es sterben könnte“, sagt Krämer. Sie schaffen es emotional nicht, ihrem Baby die Nähe zu geben, die es braucht. „Die Gründe sind egal“, sagt Krämer. „Es steht uns nicht zu, darüber zu richten.“ Letztlich ist es nur wichtig, dass jemand für das Baby da ist. Und mit ihm kuschelt, so viel es geht. Für einen guten Start ins Leben, auch wenn dieser etwas früher als üblich begonnen hat.

Autor: sigikid
Elternschaft ist ein Abenteuer. Es ist nicht nur anstrengender und herausfordernder als man sich je vorher als kinderloses Paar hätte vorstellen können - sondern auch erfüllender, glücklicher und Lachen-ins-Herz-zaubernder. Mit unseren Blogs möchten wir Eltern da begegnen, wo sie stehen – mitten im prallen Familienleben – und sie an das Wundervolle erinnern, das ihnen dort tagtäglich begegnet.