Balsam für die Seele: Warum Kuscheln auch für ältere Kinder wichtig ist
sigikid
Gesundheit & Selfcare Elternblog
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Je selbstständiger Kinder werden, umso weniger kuscheln wir mit ihnen. Doch auch für ältere Kinder ist kuscheln wichtig
Ist euch schon aufgefallen, dass ihr mit eurem Kind mehr geschmust habt, als es noch ein Baby war? Und, falls ihr mehr als ein Kind habt, dass die großen Geschwisterkinder weniger kuschelbedürftig sind als eure Nesthäkchen? Das hat viele Gründe. Zum einen benötigen Kleinkinder einfach weniger Körperkontakt als Säuglinge, weil ihre motorischen Fähigkeiten zunehmen und sie zum Beispiel weniger getragen werden müssen. Außerdem lernen sie sprechen und erwerben damit die Fähigkeit, Nähe zu anderen Menschen auch verbal herzustellen. Aus diesem Grund bombardieren sie euch auch permanent mit Fragen. Zum anderen sind Eltern ja nicht nur als Kuschel-, sondern auch als Spielpartner gefragt, beim Rollen- oder Ballspiel, als Türmchen-Bauer, Vorleser und vieles mehr. Es erfordert viel Energie und Aufmerksamkeit, um mit der permanenten Weiterentwicklung eures Kindes Schritt zu halten. Dabei werden manchmal die einfachen Dinge vergessen oder es fehlen schlicht die Zeit und die innere Ruhe für eine Kuscheleinheit, gerade in größeren Familien.
Das Bedürfnis des Kindes nach Nähe verändert sich mit dem Alter
Auch verweigern Kinder mitunter in rebellischen Phasen, sich mit den Eltern bei einem Streit spontan zu vertragen, und weisen gut gemeinte versöhnliche Gesten zurück. Und mitunter möchten schon Vorschulkinder, wenn sie sich wehgetan haben oder traurig sind, nicht mehr automatisch von den Eltern getröstet und in den Arm genommen werden, sondern probieren aus, alleine mit Problemen fertig zu werden. Umso wichtiger ist es dann, wenn sie von sich aus zu den Eltern kommen, um sich eine Kuscheleinheit abzuholen, ihr Bedürfnis nach Nähe zu erfüllen. Denn so kann das Kind Liebe und Sicherheit erfahren. Im Vorschul- und Schulalter unterscheiden Kinder außerdem vermehrt zwischen öffentlich und privat, weshalb sie das Schmusen in der Öffentlichkeit als eher peinlich empfinden, obwohl sie zu Hause noch gerne mit Mama und Papa auf dem Sofa knuddeln.
Umarmungen sind Balsam für die Seele
Doch egal, ob Kind oder Erwachsener, Berührung und Zärtlichkeit sind elementar wichtig für unsere körperliche und seelische Gesundheit. Eine 2018 im Fachmagazin PLOS ONE veröffentlichte Studie belegt, dass eine 20-Sekunden-Umarmung mit einer vertrauten Person die Stimmung hebt, Schmerz lindert, das Gefühl von Sicherheit vermittelt, das Selbstwertgefühl steigert, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringert, das Nervensystem und die Immunabwehr stärkt sowie die neuronale Entwicklung fördert. Denn Umarmungen setzen das Kuschel-Hormon Oxytocin frei und bremsen die Ausschüttung des Stress-Hormons Kortisol.
Doch nicht nur Umarmungen zeigen uns, dass wir uns lieb haben und uns wichtig sind. Auch ein Kuss auf die Stirn, ein sanftes Streicheln der Wange oder das Halten der Hände fühlen sich gut an und stärken die Eltern-Kind-Bindung. Die bedeutende US-amerikanische Psycho- und Familientherapeutin Viriginia Satir sagte schon in den 1980er-Jahren: „Wir brauchen vier Umarmungen pro Tag, um zu überleben. Wir brauchen acht Umarmungen pro Tag als Unterstützung. Wir brauchen zwölf Umarmungen pro Tag, um zu wachsen.“ Deshalb versucht bewusst – auch und gerade wenn es mal wieder stressig ist – kleine Kuschelpausen einzulegen, denn sie harmonisieren euren Familienalltag. Vorausgesetzt, alle haben Lust darauf.