Fördern mit allen Sinnen: Kuschelige Tipps von der Ergotherapeutin
sigikid
Spielend lernen | Gesundheit & Selfcare Elternblog
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Die Kinderfachtherapeutin Laura Schmidt erklärt, wie ihr als Eltern euer Kind kuschelig fördern könnt.
Um euer Kind mit allen Sinnen bei seiner Entwicklung zu unterstützen, könnt ihr als Eltern einiges tun. „Die meisten Eltern nehmen ihren Kindern zu viel ab, ohne es zu merken“, sagt Laura Schmidt. Sie ist Fachtherapeutin für Pädiatrie in der Ergotherapie Wendelstein. „Eltern sollten aber nur eingreifen, wenn Hilfe wirklich nötig ist“, ergänzt sie. Das kindliche Gehirn braucht für seine optimale Entwicklung genügend Reize. Dazu gehören auch Herausforderungen. Und wenn euer Kind etwas alleine meistert, nimmt es das als positive Erfahrung mit. Das macht Mut und schult den Bewegungsapparat.
Das Ergotherapie-Team hat deshalb fünf Übungen für euch zusammengestellt, mit denen ihr euer Kind kuschelig und mit allen Sinnen fördern könnt. Vorgestellt werden sie von Ergotherapeut Moritz Stanek und der kleinen Maria.
1. Pizza backen
Beim „Pizza backen“ lernt das Kind, seine einzelnen Körperteile zu spüren, und es nimmt die unterschiedliche Schwere der Gegenstände wahr. Das Kind liegt dabei auf dem Bauch oder dem Rücken. Nun wird auf ihm geknetet, ausgerollt und glatt gestrichen, als ob das Kind der Pizzateig wäre – das Kind wird dabei massiert und spürt seinen ganzen Körper. Danach geht es ans Belegen der Pizza. Das Kind entscheidet, was alles auf ihm, dem Teig, abgelegt wird. Es können Kuscheltiere sein, Kirschkernkissen, Sandsäckchen oder leichte Kuschelkissen. Nach und nach wird die Pizza belegt und die Gegenstände auf dem Körper verteilt – von Kopf bis Fuß.
2. Post verschicken
In dieser Übung geht es um die Verbesserung der Körperwahrnehmung, aber auch um Entspannung. Das Kind legt sich auf eine große Decke und wird gefragt, was es verschicken möchte. Vielleicht ein Buch? Und wo soll die Post hingehen – zu Oma oder ganz weit weg nach Afrika? Dann wird das Paket verpackt: Das Kind wird fest in die Decke eingerollt, nur der Kopf schaut heraus. Diese Übung ist ideal für Kinder, die sich schlecht spüren und Begrenzung brauchen. Der feste Kontakt tut gut, klare Reize sind hier nötig. Zu Hause gehen solche Kinder oft in einem Berg von Kuscheltieren schlafen, um sich geborgen zu fühlen. Die Grenzsetzung wirkt entspannend.
3. Igelball-Massage
Der Igelball ist ein Klassiker unter den Wahrnehmungshelfern. Er kann überall auf dem Körper eingesetzt werden. Kinder, die Probleme haben, einen Stift zu halten, spüren oftmals ihre Hände nicht richtig. Rollt man den Ball auf den Händen hin und her, wird das Gefühl dafür verbessert. Der Igelball zieht die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Körperregion und fördert die Selbstwahrnehmung. Zappelkinder, deren Füße einige Minuten lang mit dem Igelball bearbeitet wurden, halten die Füße danach längere Zeit still.
4. Tastmemory
Das Tastmemory ist eine schöne Bastelaufgabe zusammen mit dem Kind. Es schult die Feinmotorik. Auf kleinen Plättchen, etwa aus Pappe, werden verschiedene Materialien geklebt, gerne Dinge aus dem Alltag. Das können Nudeln sein, Stoffe, Wolle oder Steine. Sind die Karten fertig, werden dem Kind die Augen verbunden. Nun muss es mit den Fingern vorsichtig über jedes Plättchen fahren und ertasten, was sich darauf befindet, um immer zwei gleiche Materialien zu finden. Weil der Sehsinn dabei abgeschaltet ist, übt das Kind die selektive Wahrnehmung. Es konzentriert sich ganz auf die taktilen Reize, die es einordnen muss. Wer wenig Zeit hat, kann die Materialien auch einfach in eine große Schüssel werfen und die zusammengehörigen Paare ertasten. So oder so – das Kind muss gut spüren und ist dadurch ganz bei sich.
5. Fühlparcours
Wenn Kinder draußen auf der Wiese ungern barfuß laufen, kann das ein Hinweis darauf sein, dass die Verarbeitung taktiler Reize nicht gut funktioniert. Für solche Kinder ist ein Fühlparcours genau das Richtige. Es wird ein Pfad aus verschiedenen Materialien aufgebaut, zum Beispiel aus kleinen Steinen, Tannenzapfen, Watte, Kissen. Das Kind geht mit verbundenen Augen barfuß den Pfad entlang. In dem geschützten Rahmen ist es meistens so beschäftigt damit, die Aufgabe zu erfüllen, dass es sein Unbehagen vergisst, die Reizverarbeitung wird leichter. So merkt es, dass Barfußlaufen nichts Schlimmes ist. Die Aufgabe kann auch angepasst werden, indem das Kind zum Beispiel nur auf einem Bein stehen und seine Fußsohle fühlen soll. So trainiert es den Gleichgewichtssinn und den Muskeltonus gleich mit.