Sicherer Babyschlaf Familienbett, ja oder nein


Das Familienbett ist für das Baby sicher, wenn man einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet. Die Nähe schützt sogar.

Schläft euer Kind bei euch im Bett? Für die einen ist das eine Horrorvorstellung: viel zu eng, zu wenig Schlaf, kein Freiraum für die Eltern und überhaupt – wozu gibt es ein Kinderzimmer? Die anderen schwören auf die Nähe in der Nacht: Sie finden es beruhigend zu wissen, wie es ihrem Kind geht und seine Bedürfnisse erfüllen zu können, ohne zwischen den Zimmern zu wandern.

Das Thema Familienbett sorgt oft für hitzige Diskussionen. Die großen Fragen sind: Ist es sicher, wenn das Baby mit im Familienbett schläft? Und verzieht man es dadurch nicht, sodass es später nicht im Kinderzimmer nächtigen will? Wir haben die wichtigsten Fakten zusammengetragen:


Was empfehlen Experten?

Einig sind sich Experten darin, dass Säuglinge mit den Eltern in einem Zimmer schlafen sollten, mindestens sechs Monate lang, am besten während des gesamten ersten Lebensjahrs. Viele Kinderärzte raten zu einem Beistellbett. Weil das Baby im Familienbett durch die Körperwärme der Eltern überhitzen oder unter der Elternbettwäsche ersticken könne. Es bestehe ein erhöhtes Risiko für den gefürchteten plötzlichen Kindstod (SIDS). Das lässt bei jungen Eltern natürlich die Alarmglocken schrillen. Allerdings: Die Weltgesundheitsorganisation und Unicef ermutigen ausdrücklich zum Familienbett. Ein Beistellbett sei nur in den ersten drei Monaten notwendig. Danach sei das Familienbett erlaubt, die Nähe der Eltern und das regelmäßige Stillen seien sogar der beste Schutz vor dem plötzlichen Kindstod.


Schutz durch Stillen

Das Schlafen nah bei Mama und Papa hilft eurem Baby, seinen Atemrhythmus zu regulieren. Bei Säuglingen sind Atemaussetzer in den ersten Lebensmonaten normal. Hört euch das Kind atmen, wird es sich der eigenen Atmung bewusster. Nora Imlau, Autorin für bindungsorientierte Erziehung und bald vierfache Mutter, erklärt im sigikid-Interview: „Wenn die Babys in einen sehr tiefen, langen Schlaf fallen, kann es passieren, dass sie keinen Impuls bekommen, wieder Luft zu holen. Wenn sie alleine in einem Zimmer liegen, ist das fatal. Liegt die Mutter aber direkt neben ihrem Kind, spürt sie solche Atempausen und kann reagieren.“ Auch durch das Stillen schlafen Babys weniger tief, was ein Vorteil sei. „Stillen stimuliert das Atemzentrum“, sagt Imlau. „Es ist ein wichtiger Schutzfaktor vor dem plötzlichen Kindstod. Dadurch verringert sich das Risiko von SIDS um 50 Prozent!“


Einfach liegen bleiben

Ihr müsst zum nächtlichen Stillen also nicht extra auf das Sofa umziehen – aus Angst, mit eurem Kind im Bett einzuschlafen. Neuere SIDS-Forschungen werten es inzwischen sogar als eigenen Risikofaktor, wenn Mütter zum Stillen umziehen, schreibt der bekannte Kinderarzt Herbert Renz-Polster. Denn es sind gerade Möbel wie Sofas oder Sessel, die ans Kinderbett gestellt werden, die tatsächlich gefährlich werden können. Nämlich dann, wenn ihr dort einschlaft und euer Baby in dieser unsicheren Schlafumgebung in eine Ritze oder ein Kissen rutscht. Auch die Tatsache, dass manche Mütter wegen des stressigen nächtlichen Aufstehens das schützende Stillen früher einstellen, bereitet Renz-Polster Sorgen. „Aufklärung ist für die Eltern hilfreicher und entlastender als der pauschale Rat gegen das Schlafen mit einem Baby“, schreibt er.


So wird das Familienbett sicher

Es gibt tatsächlich Ausnahmen, in denen das Schlafen im selben Bett absolut tabu ist. Nämlich wenn ihr raucht, Alkohol getrunken habt, unter Medikamenten- oder Drogeneinfluss steht. Ansonsten könnt ihr das Familienbett ganz leicht zu einer sicheren Umgebung für euer Baby machen. Ihr müsst nur folgende Bedingungen beachten:

  • Legt euer Baby in einen eigenen Schlafsack, keinesfalls unter eure Bettdecke.
  • Sorgt für eine feste Matratze, in die euer Baby nicht einsinken kann.
  • Lasst es nicht auf der Matratzenritze schlafen.
  • Wasserbetten und Sofas sind als Schlafumgebung tabu.
  • Lasst euer Kind auf dem Rücken schlafen, keinesfalls in der Bauchlage.
  • Vermeidet Kissen, Decken, Kuscheltiere und Felle in der Nähe eures Babys.
  • Sorgt für eine angenehme Temperatur. Ca. 18 Grad verhindern Überhitzung und sind ideal für einen guten Schlaf.
  • Solltet ihr schon andere Kinder haben, die im Familienbett schlafen, legt immer einen Erwachsenen zwischen die Kinder.
Viele Familien bauen sich mittlerweile ganze Schlaflandschaften, indem sie links und rechts vom Elternbett eine Liegefläche für die Kinder heranstellen. Und mal ehrlich: Wir schlafen auch gerne in der Nähe unseres erwachsenen Lieblingsmenschen. Warum sollten wir unseren Kindern dieses schöne Gefühl der Geborgenheit vorenthalten? Im Familienbett könnt ihr ganz nebenbei das lebenswichtige Nähebedürfnis eures Babys erfüllen.


Selbstständigkeit kommt von allein

Bliebe noch die Frage nach der Selbstständigkeit. Bekommt man die Kinder tatsächlich nicht mehr aus dem Familienbett heraus? Keine Sorge, irgendwann erledigt sich das Problem von selbst. Bindungsexpertin Nora Imlau sagt: „Meistens werden Kinder mit zweieinhalb bis drei Jahren, wenn sie sich in der Autonomiephase befinden, von alleine selbstständiger. Sie lassen sich dann mit der Vorstellung locken, in einem eigenen Zimmer schlafen zu dürfen.“

Dass die Kinder von alleine aus dem Familienbett ausziehen, bestätigt auch Katharina Saalfrank. Die als „Supernanny“ aus dem Fernsehen bekannte Pädagogin sagt: „Meist wird diese vom Kind ausgehende natürliche Entwicklung verzögert oder gar gestört, wenn Eltern ihre eigenen Vorstellungen in den Vordergrund stellen und Druck beim Kind entsteht. Dann verlieren Kinder den Impuls der Autonomie, manche entwickeln auch eine Ängstlichkeit, weil sie den Druck der Bindungsperson nicht einordnen können.“ Also begleitet eure Kinder lieber dabei, in ihrem eigenen Tempo loszulassen. Und habt keine Angst vor dem Familienbett. Sofern es für euch passt, könnt ihr es einfach ausprobieren.

Autor: sigikid
Elternschaft ist ein Abenteuer. Es ist nicht nur anstrengender und herausfordernder als man sich je vorher als kinderloses Paar hätte vorstellen können - sondern auch erfüllender, glücklicher und Lachen-ins-Herz-zaubernder. Mit unseren Blogs möchten wir Eltern da begegnen, wo sie stehen – mitten im prallen Familienleben – und sie an das Wundervolle erinnern, das ihnen dort tagtäglich begegnet.